Dienstag, 26. März 2013

Vorlesebücher - "Die Nichte in der Fichte" und "Spiel nicht mit den Schmuddelschweinen"

Für Vorlesepaten, aber auch für Eltern und Großeltern, habe ich zwei interessante Bücher zum Vorlesen:

"Die Nichte in der Fichte" erzählt und illustriert von Christiane Pieper, Peter Hammer Verlag (2009).

"Spiel nicht mit den Schmuddelschweinen", erzählt und illustriert von Hermien Stellmacher, Ravensburger Buchverlag (2004).

Es sind zwei total verschiedene Bücher, aber ich bringe sie in einem Beitrag, weil ich eben beide bei den Kindergartenkindern vorgelesen habe.

"Die Nichte in der Fichte" ist ein Buch mit wenig Text und humorvollen Illustrationen. Es geht in der Geschichte darum, dass die Nichte zusammen mit dem Pferd Baumzapfen ernten möchte, weil die eben so geheimnisvoll knistern, wenn in der Wärme die Schuppen aufgehen. Der Versuch wird erfolglos abgebrochen, aber es fällt ein Zapfen herab, den das Pferd bekommt. Gemeinsam erholen sich alle daheim im Stall bei den anderen Tieren von ihrem Abenteuer - die Nichte, ihr Onkel und das Pferd.

Es ist eigentlich absurd, dass ein Pferd eine Fichte hochreiten soll, aber gerade das Absurde, Unmögliche, gefällt ja den Kindern, weil es ihrer Phantasiewelt entgegenkommt. Das Schöne an dem Buch ist, dass die kurzen Texte in Reimform gehalten sind. Schon sehr kleine Kinder sprechen gut auf die Reimform an, aber auch älteren Kindergartenkindern gefällt es, wenn sich die Texte reimen. Beim Vorlesen ließ ich den zweiten Reim erst einmal aus und ließ die Kinder raten, wie er ausgeht, was ihnen großen Spaß machte.

Als Mensch, der sehr auf Vorsicht und Verhütung von Unfällen bedacht ist, konnte ich  mir natürlich nicht verkneifen, die Kinder zu fragen, ob das gut ist, was da das Mädchen macht, nämlich nur an einem Arm hängend, mit einem Ast zu versuchen, die Zapfen zu erreichen. Dass das sehr gefährlich ist, wenn sie, die Kinder, es machen würden, darauf habe ich dann hingewiesen.

Ich finde es sehr schön, wenn Kinderbücher phantasievolle Geschichten enthalten, aber ich finde schon, dass man auch mit den Kindern über die Konsequenzen reden sollte, die solches Verhalten in der Realität haben kann. Kinder sind klüger, als Erwachsene oft denken. Sie können durchaus Phantasie und Wirklichkeit auseinanderhalten. Sie brauchen aber dabei Hilfestellung und Rat der Erwachsenen, um nicht auf unangenehme Weise selbst die Erfahrungen zu machen. Das jedoch nur am Rande.

Insgesamt finde ich das Buch sehr gelungen. Es passt schon für kleine Kinder ab drei Jahren, gefällt aber auch älteren Kindergartenkindern. Die Zeichnungen sind sehr humorvoll gehalten und entsprechen nicht dem Einheitsbrei, in dem die Masse der in meinen Augen nicht so guten Kinderbücher gestaltet sind. Die Reime fördern das Sprachgefühl der Kinder und die Lust, selbst Reime zu erfinden und mit Worten zu spielen. Das Buch selbst spielt in der Winterzeit um die Weihnachtszeit herum, also ist es ratsam, es gerade zu dieser Zeit vorzulesen.

"Spiel nicht mit den Schmuddelschweinen" ist ein anspruchsvolleres Buch, weil es wesentlich mehr Text hat, aber auch durch die Einsichten, die das Buch vermitteln will. Es kann allerdings auch schon Kindern ab drei Jahren vorgelesen werden, denn man muss ja nicht den ganzen Text vorlesen, sondern kann anhand der Bilder und eigenen Worten die Geschichte mit den Kindern erarbeiten.

Es geht in dem Buch um die Tiere auf einem Bauernhof. Die "Neuen", die hier zugezogen sind, werden von den anderen abgelehnt, und keiner will etwas mit ihnen zu tun haben. Die Neuen sind schwarze Hängebauchschweine, was bei den anderen die Assoziation von Dreck, Unsauberkeit und anderen schlechten Eigenschaften weckt. Kurz: Man will mit den Neuen, mit den Schmuddelschweinen, nichts zu tun haben. Vor allem die Ente tut sich hervor mit ihren negativen Mutmaßungen und Vorverurteilungen der neuen Familie und infiltriert damit - fast - alle anderen.

Nur die Kinder sind neugierig. Sie bekommen zwar von ihren Eltern die Weisung, sich von den Neuen fernzuhalten, aber eine Einladung glauben sie annehmen zu können. Eine neue Welt eröffnet sich für sie: In der neuen Familie ist es bunt und locker, es gibt was zu Essen, der Vater malt, auch der Sohn der neuen Familie darf sich mit Farben austoben. Die Kinder sind begeistert von den netten Leuten und der Atmosphäre dort.

Daheim werden sie natürlich ausgeschimpft, nur der Vater des kleinen rosa Schweins reagiert anders, sein Sohn darf mit dem neuen Nachbarskind spielen. Ich will ja nicht die ganze Geschichte verraten. Kurz gesagt: Durch die Malerei des Vaters werden alle neugierig, und alle treffen bei der neuen Familie zusammen und sehen, dass diese ganz nett und eine Bereicherung für sie alle sind, weil so viel Neues dort zu entdecken ist.

Das Buch bringt durch die Geschichte den Kindern nahe, dass es nicht schlimm ist, anders zu sein, weil gerade das interessant und belebend sein kann. Dass man nicht automatisch vom ersten Anschein auf den anderen schließen sollte. Aber das werden Kinder leicht begreifen, wenn sie nicht schon durch Ältere zu stark beeinflusst sind. Auch für uns Erwachsene ist dieses Buch sehr lehrreich, führt es uns doch in der Metapher einer Tiergeschichte vor Augen, wie vorurteilsbehaftet wir doch oft sind, und wie wenig Substanz diese Vorurteile haben, wenn wir den anderen eine Chance geben, sie wirklich kennenzulernen.

Ich finde daher, dass das Buch ein Gewinn ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Das Buch ist so schön illustriert, mit so viel Humor, dass es eine Freude ist, darin zu lesen und es anzuschauen. Kleine Extras, die eigentlich nur die Erwachsenen oder ältere Kinder verstehen, sind in den Bildern versteckt, wie ein Schild, auf dem steht: "Dieter sucht den Superstier" oder ein anderes, auf dem angekündigt wird: "Die Chicken Dales kommen!". Würmer spielen tic-tac-toe und eine Maus malt die Umrisse der anderen auf ein Blatt. Es ist alles so liebevoll bis in die kleinsten Details illlustriert, dass nicht nur die Kinder, sondern auch wir immer wieder Neues auf den Bildern entdecken.



Eine Anmerkung zu meinen Links: Ich verweise, so weit dort Bücher zu haben sind, auf booklooker.de, weil dort auch gebrauchte Bücher günstiger zu haben sind. Ansonsten werde ich auf solche Versender verweisen, die hier im Lande beheimatet sind und den Datenschutz ernster nehmen und hoffentlich ihre Leute besser behandeln als Amazon. Die neuen Bücher, die ich kaufe, bestelle ich telefonisch im kleinen Buchladen vor Ort und hole sie dort an einem der nächsten Tage ab, wenn ich sowieso unterwegs bin, also auch fast so komfortabel wie online bestellt. So möchte ich diesen kleinen Buchladen unterstützen, der wirkliche Beratung bietet und sicherlich durch die großen Buchversender oder -läden einiges an Umsatz verliert. Es ist aber sinnlos für Leser dieses Blogs, wenn ich dorthin verweise. Auch hat nicht jeder eine Buchhandlung in der Nähe. Daher gehen die Links überwiegend zu booklooker.de,  einer Seite, die ich auch nutze, wenn ich gebrauchte Bücher kaufe, zu oft sehr günstigen Preisen. Dort werden auch nur die realen Versandkosten erhoben, und es kassieren nicht Amazon oder eBay einen Großteil an Gebühren vom Verkäufer - und damit auch vom Käufer. Für Verkäufer ist das Einstellen von Büchern kostenlos und ohne Zeitbeschränkung möglich. Erst beim Verkauf fallen Gebühren an. Das finde ich fairer als bei eBay und Co.

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